Schafabtrieb in Island
Nachdem alle Lämmer im Frühjahr geboren worden sind und sich das Wetter langsam bessert, werden die Mutterschafe mit ihren Kindern auf die Hochweiden, die sich oft im Gemeindebesitz befinden, freigelassen.
Dort dürfen die Vierbeiner ihren Sommer in Freiheit genießen, doch bevor es für sie raus aus dem Stall geht, werden diese markiert damit später alle Tiere wieder ihrem Besitzer zugeordnet werden können.
Achtung
Meist sieht man ein Dreiergespann, welches aus einem Mutterschaf und 2 Lämmern besteht.
Bitte seid besonders vorsichtig wenn sich die Schafe nicht alle auf derselben Seite der Straße befinden.
Sollten sich die Schafe vor dem näher kommenden Auto erschrecken, werden diese die Straßenseite wechseln um zum Rest der Gruppe zu gelangen.
Hierbei entscheiden sich die Tiere oft auf dem letzten Drücker, deshalb sollte man in solchen Situationen an den Tieren nur langsam vorbeifahren.
Ende des Sommers
Wenn im September die Temperaturen wieder sinken und sich der Winter langsam ankündigt, wird es für die Farmer Zeit die Tiere vom Hochland einzusammeln und diese zurück auf deren Farmen zu holen.
Da die Schafe über die Sommermonate sich weit in die Berglandschaft vordringen, werden diese traditionell zu Fuß oder zu Pferd eingesammelt, denn befahrbare Wege gibt es dort meist nicht.
Je nach Größe des Suchgebietes dauert so ein Abtrieb bis zu einer Woche.
Das Gelände ist oft sehr uneben und mit Flüssen und Schluchten und steilen Bergen übersät, bei schlechtem Wetter wie Regen und Nebel oder gar Schnee kann diese Aktion sehr schnell gefährlich werden.
Abtrieb
Ein Schafabtrieb läuft meist so ab, dass eine Person für den Ablauf und Einteilung der Gruppe zuständig ist – der sogenannte Fjallakongur / Bergkönig.
Der Bergkönig teilt die Personen so auf, dass sich Reiter und Fußgänger in einem gleichmäßigen Abstand in einer Reihe befinden, so wird dann das komplette Gebiet durchkämmt.
Die Schafe werden so langsam bergab ins Tal getrieben, da diese aber nicht immer kooperativ sind wird oft mit lauten Schreie oder Pfiffe von den Arbeitern nachgeholfen. Die Laute helfen oft dabei die Schafe zu überzeugen sich langsam auf den Weg zu machen.
So reitet man für Stunden oder gar Tage langsam Richtung Tal während sich die Herde die man vor sich her treibt immer größer wird.
Die Rückkehr
Da nicht jedes Schaf sich auf die Rückkehr ins Tal freut, ist es vorteilhaft sehr wendig und schnelle Pferde zu haben um den Schafen die sich kurzerhand entscheiden kehrt zu machen schnellstmöglich den Weg abzusperren und diese in die richtige Richtung leiten zu können.
Kranke und verletzte Schafe müssen mit dem Pferd oder zu Fuß bis zu einer Stelle gebracht werden, die mit einem Jeep angefahren werden kann, damit diese abtransportiert werden können.
Hunde werden beim Abtrieb kaum zur Unterstützung genutzt, obwohl es den isländischen Schäferhund auf dieser Insel gibt.
Nachdem alle Schafe im Tal angekommen sind, werden diese in sogenannten Réttir gebracht. Dies ist ein Schafspferch der dazu genutzt wird um die Schafe und Lämmer zu sortieren, damit die Bauern wieder die eigenen Schafe mit nach Hause nehmen können.
Meine Erfahrung
Ich selber habe dieses Jahr auch mitgeholfen, allerdings waren die Schafe auf privater Berglandschaft.
Wir hatten von 3 Männern auf Motorcrossrädern Unterstützung, die auf den höchsten Bergen uns ihre Unterstützung anboten.
Ebenfalls ist ein Teil der Strecke mit einem Auto befahrbar, somit konnten wir ein großen Geländewagen mitnehmen, welches wir nutzten könnten falls wir schwache oder verletzte Schafe finden.
Und tatsächlich fuhren wir am Ende des Tages 2 Schafe im Kofferraum zurück zum Farmgelände.
Mit dabei waren auch 6 Personen auf dem Pferd und 3 Personen zu Fuß.
Die Personen zu Fuß haben bei den steilen Bergpassagen geholfen.
Dadurch dass alle Tiere auf diesem Gelände nur einem Farmer gehört hatten, gab es kein großes Sortieren am Ende des Tages.
Es wurden lediglich die Lämmer von den Mutterschafen getrennt.
Es war ein absolut tolles Erlebnis in atemberaubender Natur, mit vielen netten Menschen und tollen Pferde. Auch das Wetter und die Schafe haben super mitgespielt an diesem Tag.
Letztendlich hat unser Abtrieb „nur“ 6 Stunden gedauert.
Wer selber gerne die isländische Landschaft auf dem Rücken der Pferde erkunden möchte, kann sich gerne einmal bei dieser Rubrik umsehen: Ausritte.
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