Die Reykjanes-Halbinsel
Die Halbinsel Reykjanes wird von Reisenden oft zu Unrecht links liegen gelassen. Finde hier die besten Highlights der vulkanisch aktivsten Region in Island.
Viele Reisende kennen von Reykjanes meist nur die Schnellstraße, die vom internationalen Flughafen Keflavík bis nach Reykjavík führt. Diese führt zwar durch beeindruckende Lavafelder, doch die eigentlich spannenden Orte der Halbinsel bekommt man nicht zu sehen. Dabei hat sogar Hollywood diesen Teil von Island bereits entdeckt. So wurden z.B. Szenen für die Filme Noah (mit Russel Crowe) und Briefe aus Iwojima (Regie: Clint Eastwood) hier gedreht. Auch haben die ersten Mondbesucher Neil Armstrong und Edwin Aldrin hier für Ihre Mondmission trainiert. Man hielt die kaum bewachsene und mit Lava und Kratern übersähte Landschaft in Reykjanes für mondähnlich und somit für ein optimales Trainingsterrain. Große Teile der Oberfläche der Halbinsel sind durch einen mehrjährigen Vulkanausbruch vor ca. 800 Jahren entstanden. In der „kurzen“ Zeit hatte die Vegetation noch keine große Chance, das Gebiet zu erobern. Andere Ecken entwickelten sich durch andauernde Bodenerosion in eine wüstenähnliche Gegend. Auch wenn man keine Hollywoodberühmtheit ist und sich meistens tausende von Kilometern vom Mond entfernt aufhält, kann ich jedem Reisenden einen Tagesausflug auf dieses geologisch sehr junge Stück Land nur wärmstens empfehlen.
Ich war bereits mehrere Male auf Reykjanes, um einen schönen Tag mit meinen Heimatbesuch zu verbringen. Nun habe ich das erste Mal an einer geführten Bustour teilnehmen können. Der Guide war sehr gut vertraut mit der Geschichte und dem Hintergrund von Reykjanes, so dass noch einiges dazu gelernt habe. Zeit für einen neuen Blogartikel mit meinen persönlichen Highlights.
Heiße Quellen Seltún bei Krísuvík
Heiße Quellen, brodelnde Schlammtöpfe und ein brennender Gestank nach Schwefel in der Nase sind die Charakteristika dieses geothermal sehr aktiven Ortes. Ein Holzsteg führt einen direkt durch und über das Geothermalgebiet, ohne dabei heiße Füße befürchten zu müssen. Ein Rundgang führt einen ca. 20 Minuten durch die Gegend und wieder zurück zum Parkplatz. Im Oktober 1999 versuchte man hier eine Bohrung zur Gewinnung geothermaler Energie vorgenommen. Das ging leider schief und eine Explosion zerstörte den ganzen Ort. Heute haben sich die Quellen erholt und neu gebildet. Das Bohrloch ist versiegelt, so dass man den Ort gefahrlos betreten kann. Man sollte sich ruhig ein wenig Zeit nehmen, und dem Pfad bis hoch auf den Berggipfel folgen. Neben einer spektakulären Aussicht findet man dort noch weitere ziemlich aktive Quellen und Schlammtöpfe.
Heiße Quellen Gunnuhver
Hier kann man die wohl aktivste heiße „Schlammquelle“ von Island bewundern. Vergangenes Jahr war die Aktivität so hoch, dass der Zugang zeitweise gesperrt werden musste, da meterhohe Schlammfontänen aus der Quelle emporschossen. 2015 konnte man wieder problemlos dort hin und den Ort genießen. Der Ort ist übrigens nach dem Gespenst Gunna (Guðrún Önnundardóttir) benannt. Man sagt Gunna verlor Ihren Verstand, als man ihr zur Schuldentilgung ihren einzigen Besitz beschlagnahmte, einen Topf. Als man ihr Grab aushub konnte man Ihre Stimme vernehmen: „Nicht tief graben, will nicht lange bleiben.“ In der nächsten Nacht soll Gunna begonnen haben sich zu rächen. Zuerst tötete Sie den Mann, der Ihr einziges Hab und Gut beschlagnahmte, kurz darauf fand man auch seine Frau tot auf. Um Gunna beizukommen, bot man ihr das lose Ende eines Wollknäuls an. Das andere Ende verbarg sich an einem Ort, an dem Sie keinen Schaden mehr anrichten kann, nämlich der heißen Quelle, die heute nach Ihr benannt ist. Das zischen und fauchen der Quelle soll von Gunna kommen, die immer noch wütend ist und versucht aus der Quelle auszubrechen.
Leuchtturm Reykjanesvíti
Weiter geht die Tour zum Leuchtturm Reykjanesvíti. Hier stand ursprünglich der älteste Leuchtturm von Island, da die Küstengegend um Reykjanes mit zu den gefährlichsten Ecken der Insel für die Schifffahrt zählt. Vor der Küste von Reykjanes liegen bereits unzählige Schiffe begraben.Der ursprüngliche Leuchtturm wurde von einem Erdbeben zerstört und in den 1920´ern an gleicher Stelle wieder errichtet. Also auch der aktuelle Leuchtturm, hat bereits einige Jahre auf dem Buckel.
Steilküste Valahnjúkur
Direkt hinter dem Leuchtturm befindet sich eine spektakuläre Steilküste mit Namen Valahnjúkur, wobei das Wort Hnjúkur eigentlich Gipfel bedeutet. Man kann hier auf einen kleinen „Gipfel“ der Steilküste spazieren und die super Aussicht genießen. Lassen wir die Bilder sprechen.
Geothermiekraftwerk Reykjanesvirkjun
Wer sich noch etwas weiterbilden möchte zum Thema Vulkanismus und Geothermie, der sollte einen Halt am Geothermiekraftwerk Reykjanes einlegen (Reykjanesvirkjun) und dort die Austellung „vom Urknall bis zur Nutzung geothermaler Energie“ besuchen. Auch erhält man hier einen Einblick in das Kraftwerk. Ca. 40% der isländischen Energieerzeugung erfolgt durch Geothermie.
Wandeln zwischen den Kontinenten
Wer schon immer mal mit nur wenigen Schritten von Europa nach Amerika gelangen möchte, der kann dieses ebenso auf Reykjanes tun. Die Drift der amerikanischen und eurasischen Kontinentalplatten reißt die Insel quasi entzwei und lässt sie jedes Jahr um ca. 2cm wachsen. Ich muss zugeben, ich komme jetzt schon seit 2009 zu diesem Ort und habe noch keine Veränderung gesehen. ;-)
Nordlichter zum Ausklang
Am Ende der Tour hatten wir sogar noch Glück und wurden mit spektakulären Nordlichtern belohnt.
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