Besuch einer Eishöhle in Süd-Island

Eishöhlen-Touren sind ja bei Island-Liebhabern und Insidern seit geraumer Zeit in aller Munde, und ich als (sozusagen) Einheimische kam mir schon etwas blöd vor, dass ich noch keine selbst miterlebt hatte... bis ich zu Ende der letzten Saison endlich die Gelegenheit erhielt :-)

Eishöhlen sind gewöhnlich von November bis Ende März zugänglich und meine Tour fand dementsprechend Ende März statt. Der Zeitpunkt war ideal, das Wetter sollte gut werden und es war noch ausreichend kalt - perfekt für eine Eishöhlen-Besichtigung. Viele Leute denken, dass die Chancen auf eine gute Tour zu Beginn oder Ende der Saison eher schlecht sind, aber das ist nicht generell der Fall.
Da Eishöhlen auf natürliche Art und Weise entstehen, ist ihr Aussehen, ihre Form und auch ihre Lage nicht genau vorhersagbar. Im Sommer sind sie unzugänglich bzw. überhaupt nicht vorhanden, da sie erst durch das Schmelzwasser des Gletschers entstehen. Im Prinzip sind Gletschereishöhlen also so eine Art Flussbett des Gletschers.
Wenn sich das Wetter ändert, es regnet oder wärmer wird, kann eine Eishöhle instabil werden. Daher kann es sein, dass eine Tour auch kurzfristig abgesagt werden muss - oder in einer anderen begehbaren Höhle stattfindet.
Meine Tour begann bei der Gletscherlagune Jökulsárlón, über die ich ja schonmal berichtet habe. Wenn ihr mit dem Mietwagen unterwegs seid, lohnt sich ein Ausflug in das Gebiet des Vatnajökull auf jeden Fall - ihr könnt also eine Gletscherhöhlen-Tour toll mit Sightseeing entlang der Südküste kombinieren. In jedem Fall solltet ihr zwei Tage einplanen, denn die Fahrt dauert vor allem im Winter lang (bis zu 6 Stunden). Es gibt nicht gerade viele Unterkünfte in der Gegend und Eishöhlen-Touren sind sehr beliebt, also lohnt es sich, bereits früh an die Buchungen zu denken...
Meine Gruppe war recht klein, und wir stiegen in insgesamt zwei riesige Super-Jeeps. Wenn man noch nicht in einem solchen Gefährt gefahren ist, ist das irgendwie schon ein Erlebnis für sich: es ruckelt und wackelt gewaltig, während man über die Eis- und Schneefelder und über riesige Schlaglöcher braust. Unser Guide war ein recht schräger (aber sehr netter) Vogel, ein „Original“, wie man sagen könnte. Er erzählte uns mit vor Stolz geschwellter Brust von seiner Rolle in der isländischen Filmindustrie, seiner Arbeit mit internationalen Regisseuren und diversen Dreharbeiten in Island. Nebenbei erfuhr man natürlich auch noch Interessantes über Gletscher und das Gebiet des Vatnajökull.
Die Fahrt dauerte ca. 30 Minuten, die ich absolut genossen habe. Wir hatten aufgrund des tollen Wetters wirklich eine atemberaubende Aussicht!
Am Ziel angekommen stiegen wir aus und bekamen alle Sicherheitshelme sowie Steigeisen in die Hand gedrückt. Unser Guide zeigte uns, wie wir die Spikes unter unsere Wanderschuhe schnallen sollten und nachdem die Gruppe bereit war, liefen wir zum Eingang der Höhle. Unsere Höhle befand sich in unmittelbarer Umgebung des „Parkplatzes“, sodass wir nicht weit gehen mussten.
Meine Tour war die erste Tour an diesem Tag, und so hatten wir das Glück, dass meine Gruppe beinahe alleine dort war. Später am Tag starten mehrere Touren und es kann vorkommen, dass es dann ein wenig voller wird.
Wir betraten die Höhle und sammelten uns erst einmal am Eingang, wo uns der Guide (jaa, ich habe seinen Namen vergessen...) ein paar Fakten über Eishöhlen und ihre Entstehung erläuterte. Im Anschluss konnten wir die Höhle auf eigene Faust für etwa eine Dreiviertelstunde erkunden. Die besuchte Höhle glich etwas mehr einem Tunnel als einer Höhle, was ja aber auch nicht ungewöhnlich ist, wenn man über deren Entstehung weiß.
Ich war total fasziniert von den unterschiedlichen Einschlüssen und Farben im Eis - verschiedene Blautöne kamen mit weißem Schnee und schwarzer Asche zusammen. An Asche hatte ich persönlich überhaupt nicht gedacht, aber klar, die Vulkanausbrüche in Island haben sich ja über die Jahrhunderte im Gletscher in Form von Ascheschichten angesammelt.
Ich muss gestehen, dass ich nicht der größte Fan von Höhlen bin und etwas Respekt davor hatte, weiter in den Tunnel vorzudringen - auch, weil er am Ende immer niedriger wurde. Aber auch im Rest der Höhle verging die Zeit wie im Flug, und die Kälte selbst war gar nicht so schlimm wie gedacht. Das Eis isoliert natürlich auch ein Stück weit und sofern es draußen kälter als 0 Grad ist und windet, kann es sich innen sogar wärmer anfühlen... Ich machte unzählige Bilder der tollen Farbgebungen im Eis und war absolut begeistert von meiner Umgebung, ein bisschen kommt man sich auch vor, als hätte Disney das alles gebaut.
Natürlich musste noch Zeit für ein Bild mit unserem Guide sein (einem Berg von Mann), wie es sich gehört mit Eispickel.
Nach unserer Zeit mussten wir leider wieder zum Jeep zurückkehren. Am Horizont sah man am Vatnajökull Schneemobile herumstehen, und ich hatte wirklich übel Lust, das nun auch noch auszuprobieren :-) Aber ein Paar Erlebnisse muss ich mir ja noch aufsparen...
Auf der Rückfahrt trug uns unser Guide übrigens noch ein recht düsteres (typisch isländisches) Gedicht vor und stoppte bei einem Gletschersee, für einige letzte tolle Bilder.
Ich kann diese Tour wirklich sehr empfehlen, natürlich muss man etwas Glück mit dem Wetter und der Eishöhle haben... aber wenn man sich verinnerlicht, dass es sich um ein Naturphänomen handelt (und sich ein wenig überraschen lässt), dann kann es ein wirklich einmaliges Erlebnis werden!
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