Schützt die empfindliche Natur Islands! Alternativen zu vorübergehend gesperrten Gebieten.
Warum reist man nach Island? Die meisten reisen hierher, um sich an der schönen, rauen und für Europa einzigartigen und ungewöhnlichen Natur zu erfreuen. Je mehr Reisende das Land im Norden besuchen, desto mehr wird das sehr empfindliche Ökosystem der Insel belastet. Besonders an den stark frequentierten Orten, ist die Natur bereits nachhaltig geschädigt.
Deshalb hat die isländische Umweltbehörde (Umhverfisstofnun auf Facebook) in letzter Zeit recht drastische Maßnahmen ergriffen und bestimmte Bereiche für Besucher gesperrt. Dies geschieht, um der empfindlichen Natur Zeit zu geben, sich zu erholen.
Von Sperrungen betroffen waren, vor allem in der Frühlingszeit, Teile der Wanderwege Skógafoss und die Schlucht Fjaðrárgljúfur (weltweit bekannt geworden durch ein Video von Sänger Justin Bieber). Ranger der Umweltbehörde überwachten sie Sperrungen. Eine Zuwiderhandlung kann mit hohen Geldbußen belegt werden. Darüber hinaus gibt es noch weitere Gebiete, die gefährdet sind und auf der "roten Liste" der Behörden stehen: Dettifoss, Geysir, Rauðifoss, das Geothermalgebiet Kerlingarfjöll, und die Gjáin-Schlucht im Tal Þjórsárdalur. Deren Zustand wird regelmäßig neu bewertet und es könnte zu kurzfristigen Sperrungen für Besucher kommen. 15 weitere Orte landeten auf der "orangenen Liste", darunter das auch Tal Reykjadalur südlich der Hauptstadt. Die Umweltbehörde (Umhverfisstofnun auf Facebook) informiert regelmäßig über die Zustände der Natur und Wanderwege, deren kurzfristige Sperrungen und gibt Tipps für das Verhalten der Reisenden auf Island, besonders für Wanderer und Campingfreunde.
Die Frühlingszeit wird nicht umsonst auch „Mudd Season“ (Schlamm-Saison) genannt. Die steigenden Temperaturen sorgen dafür, dass die Oberfläche der Böden auftaut, während die tieferen Schichten noch gefroren sind. In der Folge kann das Wasser nicht abfließen, es staut sich auf und die oberflächliche Vegetation wird geradezu aufgeschwemmt, was sie gegenüber Belastungen von Wanderern umso empfindlicher macht. Jene, die nun auf den aufgeweichten Wanderwegen, den schlimmsten Stellen ausweichen wollen und die Wege deshalb verlassen, vergrößern so das Problem und schädigen die empfindliche Vegetation. Bleibt auf den Wegen! Nasse Füße gibt es so oder so. Und damit ist auch klar, warum man in Island immer (!) festes Schuhwerk tragen sollte. Das ist nicht nur so eine Floskel.
Ist der Boden erst einmal aufgetaut und das Schmelzwasser abgeflossen, dann ist die Oberfläche auch wieder weitaus resistenter gegenüber den Belastungen und die Behörden werden die gesperrten Bereiche wieder für Besucher freigeben.
Ein weiterer Grund für vollständige Sperrungen bzw. zeitlich beschränken Zugang zu bestimmen Orten, ist die Brutzeit verschiedener Vogelarten im Sommer. Aber auch plötzlich auftretende geologische Veränderungen, können zu Sperrungen führen.
Aktuelle Sperrungen, voraussichtlich bis Mitte November gibt es an drei beliebten Ort in der Myvatn-Region: Geothermalgebiet Hverir, der Berg und der KraterStóra-Víti.
Jetzt braucht aber keiner traurig sein, weil vielleicht gerade ein beliebtes Reiseziel ganz oder teilweise gesperrt ist. Island hat so viel zu bieten, da findet sich mindestens immer eine ebenso spannende Alternative. Früher war man froh, wenn man als Reisender etwas für sich alleine entdeckt hat, heute scheint es so zu sein, dass man immer da sein muss, wo andere bereits gewesen sind...
Hier ein paar Vorschläge:
Glymur statt Skogafoss
Seid ihr nicht nach Island gekommen, um ein kleines Abenteuer zu erleben? Hier ist Eure Chance: Im Gegensatz zu vielen anderen beliebten Wasserfällen, befindet sich der Wasserfall Glymur mal nicht eben fußläufig nahe dem Parkplatz. Wer ihn sehen will und es lohnt sich absolut, muss sich schon ein klein wenig anstrengen.
Der Wasserfall Glymur ist 196 Meter hoch. Lange galt er als der höchste Wasserfall Islands. Er liegt etwas versteckt abseits der Hauptverkehrsrouten. Von Reykjavik aus dauert die Fahrt mit dem Auto etwa eine Stunde (70 km) und führt am Fjord Hvalfjörður entlang. Schon allein die Fahrt dorthin, ist ein landschaftliches Erlebnis. Vom Parkplatz aus muss man, um den spektakulären Wasserfall zu erreichen, noch etwa 3 km wandern. Bitte wirklich nur mit festem Schuhwerk. Es ist recht uneben und es gilt mindestens einmal, einen Fluss zu durchwaten. (Die anderen Bäche auf dem Weg, sind nicht der Rede wert.)
Im Sommer hilft ein Baumstamm beim Überqueren des Flusses, der im Herbst bzw. Winter wegen steigendem Wasser und Eis, beiseite geschafft wird. Fließt allerdings einmal etwas mehr Wasser, dann ist dieser Baumstamm auch keine große Hilfe mehr. Es wird nass. Und das Wasser ist kalt. Um besseren Halt zu haben und seine Wanderschuhe nicht unnötig nass zu machen, empfiehlt es sich, ein paar Sandalen oder ausgediente Turnschuhe parat zum haben, in denen man den Fluss überqueren kann. Ein Handtuch ist auch sehr nützlich. Ehrlich, die kleinen Vorbereitungen und Strapazen sind es wert. Selbst wer den Fluss nicht überquert, viele kehren hier um, sieht zwar nicht den Wasserfall, hat aber einen tollen Ausblick in die Schlucht mit dem Fluss Botnsá, der den Wasserfall speist und findet bestimmt noch den einen oder anderen Wanderweg im Tal Botnsdalur. Für die Gesamte Wanderung zum Wasserfall sollte man etwa 3 Stunden Zeit einplanen. Der letzte Teil ist etwas steiler. Daher wird der Schwierigkeitsgrad als moderat bewertet. Und wer nicht wandern mag, der kann ja einen Überflug mit einem Helicopter machen.
Reykjanes statt Geysir
Zugegeben, die aufschießende Wasserfontäne des Geysirs Strokkur ist beeindruckend und das ist etwas, was man sich als Island-Besucher gesehen haben sollte. Dennoch stehen die Wanderwege rundherum derzeit unter strenger Aufsicht der isländischen Umweltbehörde und könnten, nehmen die Schädigungen der empfindlichen Vegetation in diesen Bereichen zu, ebenso vorübergehend für Besucher geschlossen werden.
Wer hier nach einer ebenbürtigen Alternative sucht wird am ehesten auf der Halbinsel Reykjanes fündig. Nur eine knappe Autostunde südwestlich von Reykjavik findet man auf der Halbinsel eigentlich (fast) alles was man von Island erwartet: ein aktives Vulkangebiet (das aktivste Islands) mit heißen Quellen, Lavafelder mit bizarren Gesteinsformationen, Lavahöhlen, eine raue Meeresküste mit Steilhängen und Klippen. Nicht zu vergessen, die Blaue Lagune. Wer es brodeln, dampfen und zischen sehen will, der ist hier genau richtig und besucht die heißen Quellen Gunnuhver im Hochtemperaturgebiet des Vulkansystems Reykjanes und das Geothermalgebiet Seltun – Krýsuvík des Krýsuvík-Vulkansystems, das berühmt für seine schillernden Farben der Mineralsalze ist.
Was man noch so alles auf der Halbinsel Reykjanes entdecken kann, erfahrt ihr hier. Selbstverständlich gibt es auch geführte Touren.
Ásbyrgi statt Fjaðrárgljúfur
Nach der Veröffentlichung von Justin Biebers Musikvideo zu „I’ll Show You“, in dem der Pop-Sänger durch die beeindruckende Schlucht Fjaðrárgljúfur führt, wurde die bis zu 100 Meter tiefe Schlucht von Fans des Sängers geradezu überrannt. Die vielen Besucher haben das ökologisch fragile Terrain derart geschädigt, dass die isländische Umweltbehörde den Zugang zum etwa zwei Kilometer langen Canyon sperren musste, damit die Natur eine Chance auf Erholung hat. Fast täglich patrouillieren dort mittlerweile Ranger und müssen Besucher immer wieder abweisen bzw. jene aus dem Gebiet geleiten, die die Verbotsschilder einfach ignorieren oder die markierten Wege verlassen. Das kann unter Umständen hoch bestraft werden.
Wer nun aber nicht wegen Justin Bieber nach Island kommt, der hat im Tal Botnsdalur, nahe dem Wasserfall Glymur, die Chance eine tolle Schlucht zu sehen. Weitaus beeindruckender ist da vielleicht ein Besuch des Ásbyrgi-Canyons (auch Hufeisen-Schlucht) im Norden Islands, die zum Jökulsárgljúfur-Nationalpark gehört. Die Schlucht ist ca. 3,5 Kilometer Lang und bis zu einem Kilometer breit und erhielt ihre Hufeisen-Form durch besonders starke Gletscherläufe (plötzliches Entleeren eines unter einem Gletscher befindlichen Sees). Einst floss hier die Jökulsá á Fjöllum. Von dem Fluss blieb nur ein kleiner malerischer See am Ende der Schlucht. Aber wer weiß, vielleicht war es ja doch Odins achtbeiniges Pferd Sleipnir, das hier seinen Abduck hinterlassen hat. Jedenfalls der Sage nach.
Durch die hohen Felswände geschützt konnte sich innerhalb der Schlucht eine für Island sehr ungewöhnliche Vegetation entwickeln, die auf der Insel seines Gleichen sucht und was in alten Zeiten dazu beitrug, in dieser Schlucht die "Elfenhauptstadt“ zu vermuten. Der Reisende wird vor Ort über eine Tafel darüber informiert, dass sich dort ein großes kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Elfen befindet. Der Besucher kann den Canyon auf verschiedenen, teils sehr verschlungenen Wanderwegen erkunden. Wer sich erst einmal einen Überblick über die riesige Schlucht verschaffen möchte, der beginnt seine Tour auf dem Fels Eyjan (die Insel) direkt am Eingang zu Schlucht. Der Ausblick von der Anhöhe lohnt sich, denn nur von hier oben lässt sich ein wenig erahnen, welche Naturgewalten hier gewirkt haben müssen, um diesen gewaltigen Canyon zu schaffen. Es gibt natürlich auch einen Wanderweg, der oberhalb der Schlucht, an der Bruchkante entlang führt.
Von Akureyri aus gibt eine schöne Tagestour, bei der man neben dem berühmten Wasserfalls Dettifoss auch den Ásbyrgi-Canyon besucht. Diese Tour zu den Höhepunkten des Nordens dauert in etwa 11 Stunden. Wer auch noch den See Myvatn und die Gegend um Krafla besuchen will, der kommt hier auf seine Kosten.
Hveravellir oder Krafla statt Reykjadalur
Auch die Wanderwege rund um das Tal Reykjadalur (Hot Spring Thermal River) bei Hveragerði, sind durch die vielen Besucher, arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch hier hat die Umweltbehörde eine engmaschige Überwachung des Zustandes der Vegetation und Wege angeordnet, was bei Verschlechterung des Zustandes des beliebten Ausflugsziels ebenso zu einer Sperrung führen könnte.
Zugegeben, es ist nicht ganz einfach eine Alternative für ein Bad in einem aus heißen Quellen gespeisten Flüsschen zu finden, aber es gibt eine: Das Landschaftsschutzgebiet Hveravellir im Hochland an der Kjölur-Route. Der Haken dabei ist, dass die Straßen dorthin über den Winter (bis voraussichtlich Ende Mai/Anfang Juni) gesperrt sind und man für diesen Ausflug zwingend ein Allradfahrzeug benötigt. Von Reykjavik aus dauert die Anreise circa vier Stunden. (Es gibt keine Tankstelle dort, ausreichender Kraftstoffvorrat ist unerlässlich!) In diesem Geothermalgebiet gibt es heiße Quellen und Fumarole, zahlreiche Wanderwege, z.B. Rjupnafell, Jökulkrog, Thjofadalir oder auf den Gletscher Langjökull und obendrein die Möglichkeit, für ein entspannendes Bad im natürlichen Geothermalpool. (Mehr Infos, Englisch)
Zudem gibt es dort ein einfaches Café, Wanderhütten und einen Campingplatz. Und auch Reittouren kann man von hier aus unternehmen. Im Sommer ist dies ein sehr beliebter und belebter Ort, weshalb eine Buchung, wenn man hier übernachten möchte, im Voraus ratsam ist.
Da es für einen Tagesausflug fast zu weit ist, bietet sich vielleicht diese Selbstfahrer-Camping-Tour an, um das Hochland entlang der Kjölur-Route zu erkunden. Wer sich nur einen Eindruck verschaffen will und obendrein noch die Naturwunder des "Golden Circle" erleben möchte, für den eignet sich womöglich diese ganztägige Super-Jeep-Tour (ca. 14 Stunden).
Quasi als Winter-Ausweichvariante zum Entspannen, wenn die Strassen ins Hochland noch geschlossen sind und auch weitaus näher an der Hauptstadt (ca. 1,5 Stunden mit dem Auto), liegen die heißen Quellen Deildartunguhver. Sie liegen am Ausgang des Tals Reykholtsdalur nach Nordwesten in Richtung Borgarnes. Es handelt sich dabei um die wasserreichsten heißen Quellen des Landes. Es gibt mit Sicherheit schönere heiße Quellen in Island, aber einen Abstecher sind sie alle Mal wert, denn oberhalb der heißen Quellen gibt es das kleine Spa Krauma. Zum Kaffee gibt es sozusagen die angenehme Möglichkeit aus dem Hot Pot heraus, vom kleinen Hügel hinab, auf die dampfenden Quellen zu blicken.
Eine Weitere Alternative wäre ein Besuch es hoch aktiven Gebiets um den Zentralvulkan Krafla, nahe Reykjahlíð im Nordosten der Insel, mit seinen vielfältigen Möglichkeiten für Touren aller Art. Wer es zischend und dampfend mag, der besucht den Berg Námafjall. An dessen Ostseite befindet sich das Hochtemperaturgebiet Hverarönd mit seinen Thermalquellen, kochenden Schlammtümpeln, Solfataren und Fumerolen. In der Gegend wurde bis Mitte des 19. Jahrhunderts Schwefel abgebaut.
Unweit davon befindet sich das Freibad große Freibad Jarðböðin við Mývatn/Mývatn Nature Baths. Und wenn man schon in der Gegend ist, dann sollte man auch Heißwasser-Spalte Grjótagjá gesehen haben (die Höhle selbst ist leider nicht mehr zugänglich, nach zu starker Verschmutzung durch Besucher) und selbstverständlich den See Myvatn mit seinen tollen Wanderwegen entlang des Ufers.
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