Nationalparks in Island
Wo befinden sich Islands Nationalparks und welche Sehenswürdigkeiten bieten sie? Gibt es in den Parks bestimmte Verhaltensregeln zu beachten? Was unterscheidet die Nationalparks vom Rest der wundervollen Natur des Landes? Lies weiter und erfahre alles, was es über die Nationalparks in Island zu wissen gibt.
Man könnte fast sagen, dass eigentlich ganz Island ein inoffizieller Nationalpark ist. Die Landschaften erscheinen unberührt und unerschlossen, sodass man bis zum Horizont oft nichts als Wildnis und unendliche Weiten erblickt. Eine Handvoll Attraktionen auszuwählen und gewissermaßen zu adeln erscheint fast willkürlich. Doch es gibt gute Gründe dafür, mit denen wir uns in diesem Artikel beschäftigen werden.
Die Nationalparks in Island liegen auf dem Land, daher empfiehlt es sich, entweder eine Unterkunft in der Nähe der Nationalparks zu buchen oder ein Auto zu mieten, um von der Hauptstadt aus dorthin zu fahren. Die Nationalparks können auch mit dem Mietwagen erkundet werden, was eine gute Möglichkeit ist, das Land kennenzulernen.
Klar, wenn man bedenkt, wie sehr die Isländer ihre Landschaft respektieren und mit ihr verbunden sind, könnte man ganze Landstriche als Naturschutzgebiete betrachten – unabhängig von den roten Markierungen, Verhaltensregeln und der Wertschätzung, die Islands drei offizielle Nationalparks Thingvellir, Vatnajökull und Snaefellsjökull auszeichnen. Wer diesen Gedanken verinnerlicht, wird sich als Besucher automatisch rücksichtsvoll verhalten; Nationalpark oder nicht – die gesamte isländische Natur ist schützenswert.
- Erfahre mehr über die Die besten Sehenswürdigkeiten an der Ringstraße
Die Grundidee hinter den drei Nationalparks liegt in ihrer jeweiligen geologischen, historischen und kulturellen Bedeutung. Hier können Besucher ein gutes Gefühl dafür bekommen, warum Island so einzigartig ist.
Alle drei Parks werden von der Isländischen Umweltagentur Umhverfisstofnun betreut. Zu ihren Hauptaufgaben zählt der Umweltschutz und die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen. Außerdem informieren sie Reisende über die Parks..
Während der Sommermonate nimmt Umhverfisstofnun oft freiwillige Helfer auf und arbeitet mit ihnen an unterschiedlichen Naturschutzprojekten in den Parks. Weitere Informationen dazu findest du auf der Website der Agentur.
Thingvellir-Nationalpark
Das folgende (ins Deutsche übersetzte) Gedicht „Der Berg Skjaldbreidur“ stammt von Jónas Hallgrímsson (1807-1845), einem großen Dichter und Schriftsteller der romantischen Tradition, dem der Tag der isländischen Sprache gewidmet ist.
Östlich steigt ein Felsengürtel
aus der breiten Rabenkluft;
eine andre Wand, noch mächt’ger
strebt im Westen in die Luft.
Nun versteh' ich's, warum Geitskór
einst das Thing hierher verlegt:
fest noch steht die Schlucht, die ihren
Namen vom „Allvolke“ trägt.
Das Gedicht handelt von dem Vulkan Berg Skjaldbreidur (Breitschild) und den weiten, erstarrten Lavafeldern, die nach einem Ausbruch des Skjaldbreidur vor über 9000 Jahren und dem Abfluss der Lava zurückgeblieben sind. So bildete sich auch das Fundament von Islands größtem, natürlichen See, Thingvallavatn.
- Siehe auch: Seen in Island
Dank Skjaldbreidurs imposanter Höhe (1060 Meter) bedeckte die erstarrte Lava ein Gebiet von über 200km² und schuf dabei ein zerklüftetes Netz aus tiefen Höhlen, Spalten und unterirdischen Tunneln. Die Landschaft wurde für immer verändert.
Thingvallavatn ist ein 84km² großes Gewässer und steht unter dem Schutz der Isländischen Umweltagentur. Der See liegt direkt neben Islands ältestem Nationalpark, Thingvellir. Dies ist der einzige Park in Island, der sich seit 2004 auch UNESCO Weltkulturerbestätte nennen darf. Du kannst in der Nähe des Parks übernachten, wenn du eine Unterkunft am Goldenen Kreis, der berühmten Sightseeing-Route, buchst.
Wer aus Richtung der Hauptstadt kommt, erblickt den See Thingvallavatn noch vor dem Park selbst. Für Hobbyfotografen lohnt es sich, hier anzuhalten. Trotz der kalten Wassertemperatur wurden zwischen der Mitte des Sees und den Ufern über 150 unterschiedliche Pflanzenarten und 50 wirbellose Tierarten entdeckt.
Thingvellir-Nationalpark befindet sich im Verwaltungsbezirk Blaskogabyggd, 49 Kilometer bzw. eine 40-minütige Autofahrt von Islands Hauptstadt Reykjavík entfernt. Wie bereits erwähnt, ist Thingvellir eine der drei Stationen an der sehr beliebten Sightseeing-Strecke Goldener Kreis. Die anderen beiden sind der dramatische Wasserfall Gullfoss und das geothermale Tal Haukadalur mit seinen vielen Geysiren.
- Siehe auch: Wie man den Goldenen Kreis in Island befährt
Geschichte & Geologie
Thingvellir wurde 1928 zum Nationalpark ernannt, um die Überbleibsel des historischen Ortes zu schützen.
Dem Beschluss zufolge war der Park „...ein geschütztes Nationalheiligtum für alle Isländer, auf ewig in Besitz der Nation Island unter dem Schutz des Parlaments und damit unverkäuflich und unverpfändbar”.
- Siehe auch: Geschichte und Kultur von Island
Der Park ist der ursprüngliche Gründungsort des ersten Althingi („Nationalversammlung"), welches im Jahr 930 n.Chr. ausgerufen wurde. Eine der besten Informationsquellen aus dieser Zeit ist das Buch der Isländer („Íslendingabok”), das der Priester Ari „der Weise“ Þorgilsson zwischen 1122-33 geschrieben hat.
Hier versammelten sich die ersten Siedler in provisorischen Lagern am Fuße der freiliegenden nordamerikanischen Erdplatte. Der Rechtssprecher (lögsögumadur), der höchste Offizielle der Sitzungen, benutzte die Felswand als Resonanzboden, sodass ihn alle laut und deutlich hören konnten, wenn er Urteile verkündete und neue Gesetze bekanntgab. Da es damals kaum Schreibmaterial gab, musste der Gesetzgeber die Gesetze auswendig lernen und vortragen.
- Siehe auch: Wikinger und nordische Götter in Island
Im Zentrum dieser Sitzungen stand der Gesetzesrat (Lögrétta), bestehend aus den zahlreichen Häuptlingen des Landes. Entscheidungen wurden mit einfacher Mehrheit getroffen. Zumeist ging es um Stammesfragen und Rechtsstreitigkeiten sowie Fragen zur Rechtslage und des täglichen Lebens.
Die Versammlungsteilnehmer nahmen oft eine mehrwöchige Anreise mit Pferden durch die raue isländische Natur auf sich, um sich Gehör zu verschaffen. Wenn sie am Versammlungsplatz ankamen, ließen sich die Teilnehmer zwischen den Felsspalten und Lavahöhlen nieder und berichteten von ihrem Leben in den entlegensten Teilen des Landes.
Doch dieser Ort ist noch aus einem anderen Grund von großer Bedeutung für die Geschichte des Landes, denn in Thingvellir fällten die Isländer im Jahr 1000 n.Chr. die Entscheidung, ihre heidnischen Bräuche aufzugeben und zum Christentum zu konvertieren.
- Siehe auch: Folklore in Island
Heute können die Besucher auf genau denselben Pfaden wandern wie die frühen Siedler damals und dabei die beeindruckende Geschichte in den Spalten des Thingvellir-Nationalpark einatmen.
Als das Althingi in Thingvellir im 19. Jahrhundert sein Ende fand, war es nur noch ein kleines Gericht und seine Rechtsprechung richtete sich zu 100 Prozent nach den Gesetzen der dänischen Monarchie, unter deren Herrschaft Island stand. Von seiner Blütezeit – als den Belangen der Isländer noch Gehör geschenkt wurde und sie ihre Geschicke und die ihrer Landsleute selbst in der Hand hatten – war das Althingi da schon weit entfernt.
Während des 19. Jahrhunderts wurden die Rufe nach einem unabhängigen Island immer lauter. Der Weg war steinig und voller Hürden, aber am 17. Juni 1944 versammelte sich Island endlich in Thingvellir und der Ratspräsident Gísli Sveinsson setzte die isländische Verfassung in Kraft. Später verlegte man das Althingi nach Reykjavik, wo es auch heute zu finden ist. Aber die Isländer haben nie vergessen, welche wichtigen Entwicklungen in Thingvellir stattgefunden haben.
- Siehe auch: Die isländische Flagge
Es gibt noch einen weiteren Grund, warum der Thingvellir-Nationalpark zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde und der liegt in seiner Geologie. Thingvellir ist einer der extrem seltenen Orte auf der Erde, wo die nordamerikanische und die eurasische Erdplatte freigelegt sind und man sie wirklich sehen kann. Der einzige andere Ort, wo dies möglich ist, ist der Große Afrikanische Grabenbruch in Ostafrika.
Zwischen den tektonischen Platten hat sich ein Graben gebildet – aus Sicht der Kontinente, ein „Niemandsland“ – eine Ebene aus erstarrten Lavafeldern, Spalten und faszinierenden Felsformationen, die mit einer dicken Decke aus feinem isländischen Moos bedeckt sind. Das ist nur ein Teil von dem, was Geologen und Naturkundler als Mittelatlantischen Rücken bezeichnen. Thingvellir liegt in der Reykjaneshryggur-Langjökull Riftzone (keine Sorge, niemand erwartet, dass du das korrekt aussprichst!).
Den dramatischsten Anblick bietet zweifelsohne die 7,7 Kilometer lange Almannagja-Schlucht - die östliche Begrenzung der nordamerikanischen Erdplatte. Die westliche Begrenzung der eurasischen Platte heißt Hrafnagja und ist 11 Kilometer lang. Beide Platten gelten als optische Repräsentation des Aufbaus unseres Planeten unter der Oberfläche.
Südlich von Thingvellir bewegen sich die Platten nebeneinander her, während im Park selbst die Erdplatten auseinanderdriften – wodurch die Landfläche zwischen ihnen immer breiter wird. Dieser Prozess verläuft extrem langsam und die Landfläche vergrößert sich jedes Jahr um etwas weniger als einen Millimeter (die Platten selbst entfernen sich ungefähr sieben Millimeter).
Das soll nicht heißen, dass sich überhaupt nichts mehr tut – im Gegenteil: Während dieser Phase baut sich unter der Erdoberfläche Spannung auf, die sich dann oft in plötzlichen und heftigen Schüben Bahn bricht. Der letzte Schub im Jahr 1789 äußerte sich als Erdbeben in Thingvellir, wodurch der Graben sich um ein bis zwei Meter verbreiterte.
Attraktionen
Wie bereits erwähnt, ist Thingvellir eine Attraktion für sich, seine erstaunliche Schönheit ist so entzückend, dass sie einen wesentlichen Bestandteil der Sightseeing-Tour um den Goldenen Kreis bildet. Doch was kann man in Thingvellir außer der herrlichen Natur noch erleben? Zum Glück mehr als du denkst!
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Siehe auch: Islands Goldener Kreis: Der ultimative Guide
Besucher von Thingvellir können zunächst den tosenden Wasserfall Öxararfoss besuchen. Der Wasserfall entspringt aus dem Fluss Öxara, erreicht schließlich seinen Rand und stürzt über die Seite des Almannagja in ein felsiges Becken darunter.
Der Name des Wasserfalls bedeutet übersetzt „Axtflussfälle“. Manche sehen darin eine Anspielung auf die Hinrichtungen, die im Laufe der Jahrhunderte in Thingvellir stattfanden, während andere behaupten, der Name rühre von einer Axt her – damals ein Symbol für Landbesitz -, die von frühen Siedlern in den eisigen Fluss Öxara gestoßen wurde.
Auf einem Wanderweg entlang der Almannagja sind Informationstafeln aufgestellt, die die unglaubliche Geschichte der Gegend beschreiben und sogar auf besonders interessante Orte hinweisen, wie den „Gesetzesfelsen“ („Lögberg“) und das tiefe Ertränkungsbecken, Drekkingarhylur, ein Teil des isländischen Justizsystems aus dem 17. Jahrhundert. Dort wurden des Kindermordes oder Inzests beschuldigte Frauen ertränkt, was der Almannagja eine kaum zu beschreibende Unheimlichkeit verleiht.
- Siehe auch: Die 40 besten Orte in Island
In Thingvellir befindet sich auch eine der berühmtesten Attraktionen Islands, die grandiose Gletscherquelle Silfra. Die Silfra-Spalte wird regelmäßig zu einem der besten Tauch- und Schnorchelplätze weltweit gewählt und ist berühmt für ihre kristallklare Sicht. Sie kann auf Tauchtouren in Begleitung eines professionellen Tauchers erkundet werden.
Für die Klarheit und Reinheit des Silfra-Wassers gibt es zwei Gründe: Erstens entspringt es aus dem Gletscher Langjökull und braucht zwischen 50 und 100 Jahren, um durch eine Reihe von unterirdischen Netzen und Filtern zu fließen. Somit ist die Silfra-Spalte mit gefiltertem Gletscherwasser gefüllt, was seine Trinkbarkeit und Frische garantiert.
Zweitens ist Silfra eine Quelle, sodass ihr Wasser auf dem Weg zum Thingvallavatn ständig in Bewegung ist. Das sorgt dafür, dass die Sicht schnell wiederhergestellt wird, wenn Taucher oder Schnorchler vor der Quelle Sedimente aufgewirbelt haben. Diese konstante Strömung ist auch der Hauptgrund dafür, dass die Silfra-Spalte im Winter nicht einfriert und somit das ganze Jahr über als Attraktion zur Verfügung steht.
- Siehe auch: Tauchen und Schnorcheln in Island
Die Landschaft der Silfra-Spalte ist in einem Wort: episch. Sie ist in vier verschiedene Bereiche unterteilt. Taucher und Schnorchler werden zuerst die „Toilette“ betreten, ein unhöflicher Name, der aber passend ist, vor allem wenn man bedenkt, dass sich hier das Gletscherwasser in die Spalte öffnet.
Durch die enge, zerklüftete Schlucht schwimmend, gelangt die Gruppe nach Silfra Hall, dem breitesten Punkt der Spalte, der einen hervorragenden Blick auf die Dramatik der Situation bietet. Wenn du mit der leichten Strömung weiterfährst, wird die Spalte immer tiefer und färbt sich in ein dunkles und geheimnisvolles Blau. Dieser Bereich wird passenderweise „Silfra Kathedrale“ genannt.
Foto: Geführte einstündige Drysuit-Tauchtour in Silfra mit Heißgetränken und Transfer von Reykjavik
Wenn du dich vom See abwendest, gelangen Schnorchler und Taucher in das, was die Guides als die „echte Blaue Lagune“ bezeichnen. In diesem relativ flachen Bereich können die Gäste die vielen Risse und Spalten in ihrem eigenen Tempo erkunden, bevor sie aus dem Wasser steigen. Insgesamt dauert eine Fahrt durch Silfra zwischen einer halben Stunde und 45 Minuten. Erwarte nicht, Fische zu sehen, da das Wasser in der Spalte zu kalt ist, aber Babyfische nutzen die versteckten Ritzen des Felsens als nächtliche Kinderstube.
Camping
Es gibt zwei Gebiete in Thingvellir, wo das Campen erlaubt ist und die vom 1. Juni bis 30. September geöffnet sind. Außerdem bleibt der Campingplatz neben dem Besucherzentrum vom 1. Oktober bis zum 31. Mai durchgehend geöffnet.
- Siehe auch: Camping in Island | Alles, was du wissen musst
Die erste Campinganlage in Thingvellir heißt Leirar und besteht aus vier separaten Plätzen: Nyrdri-Leirar, Sydri-Leirar, Fagrabrekka und Hvannabrekka. Leirar ist in maximal fünf Minuten zu Fuß vom Besucherzentrum zu erreichen. Der zweite Campingplatz heißt Vatnskot und befindet sich bei einem verlassenen Bauernhof neben dem See Thingvallavatn.
Egal für welchen Campingplatz du dich entscheidest, deine Campingerlaubnis solltest du genau wie die Angelerlaubnis direkt bei deiner Ankunft in Thingvellir am Besucherzentrum kaufen. Das Schöne ist, dass man ohne Reservierung in Thingvellir campen kann. Du kannst also einfach ankommen und aufbauen! Aber wenn du nervös bist, ob du wirklich noch einen Platz bekommst, hast du natürlich die Möglichkeit, vorab zu reservieren.
- Siehe auch: Die 10 besten Reisetipps für Island
Vatnajökull-Nationalpark
Das ist der mit Abstand größte Nationalpark in Island und beherbergt z.B. den kompletten Gletscher Vatnajökull, den größten Europas.
Der Namensgeber des Parks, der majestätische Gletscher Vatnajökull („Wasser-Gletscher“), bedeckt unfassbare 13% von Islands gesamter Landmasse. Als der Park 2008 gegründet wurde, umfasste er 12.000km² und schloss die zwei früheren Nationalparks Skaftafell (gegründet 1967) im Süden und Jökulsargljufur (gegründet 1973) im Norden mit ein.
Der Vatnajökull-Nationalpark wurde ins Leben gerufen, um die Geschichte, die Natur, das kulturelle Erbe und die faszinierende Landschaft dieses Gebiets zu schützen. Wer in der Nähe des Nationalparks übernachten möchte, kann eine Unterkunft in Südisland in der Nähe des Gletschers buchen.
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Siehe auch: Gletscher in Island
In der jüngeren Vergangenheit sind weitere Regionen wie Krepputunga, Lakagígar und Jökulsarlon hinzugekommen, sodass der Park jetzt eine Fläche von 14.000km² (circa 14% von Island) bedeckt. Damit ist er der zweitgrößte Nationalpark Europas nach Yugyd Va in Russland.
Aber der ewige Kampf zwischen Feuer und Eis ist nirgendwo schöner als am Vatnajökull: Unter dem eisigen Äußeren brodelt das kraftvolle, feuerflüssige Herz unseres Planeten.
Geschichte & Geologie
Schätzungen zufolge begann sich die Eiskappe Vatnajökull vor 2500 Jahren zu formen. Wegen ihrer hohen Lage und des angenehmen Klimas war die Region, und insbesondere Skaftafell, sehr fruchtbar und wurde als Weidefläche für Schafe und auch als Ort für die Things („Versammlungen“) genutzt. Die Bauern bereicherten ihren Speiseplan zusätzlich, indem sie gelegentlich an der Küste Robben erlegten, Vogelnester plünderten oder die Ladung gestrandeter Schiffe erbeuteten.
- Siehe auch: Hexerei und Zauberei in Island
Die Bewohner der Skaftafell-Region hatten ertragreiche Ernten – zumindest bis zu dem schrecklichen Ausbruch des Öraefajökull im Jahr 1362. Die Folgen traten sofort ein: Ein riesiger Jökulhlaups (dt. Gletscherlauf) schwappte über das gesamte Gebiet und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Alle Siedlungen wurden zerstört. Seitdem ist die Gegend auch als Öraefi bekannt, oder die „Einöde“.
Aber selbst das hielt die unternehmerisch veranlagten Isländer nicht lange auf und so dauerte es nicht lange, bis sich neue Bauernhöfe und Siedlungen ausbreiteten. Wegen der sinkenden Temperaturen waren sie nicht so erfolgreich wie ihre Vorgänger und Skaftafell erlangte nie wieder die politische Bedeutung, die es während des 14. Jahrhunderts hatte.
Weitere Gletscherläufe – diesmal aus den Ausbrüchen des Grímsvötn 1783 – setzten der Landwirtschaft in der Region weiter zu und machten einen langfristigen Erfolg fast unmöglich. Nichtsdestotrotz wurde die Landwirtschaft in Skaftafell erst 1988 endgültig eingestellt, und heute bezeichnet der Name ein Schutzgebiet.
- Siehe auch: Dinge, die dich in Island töten können
Außerhalb der Arktis ist Vatnajökull der größte Gletscher Europas. Er bedeckt 8100km² mit einer durchschnittlich 600–900 Meter dicken Eisschicht. Die Eiskappe ist so groß, dass sich darunter ganze Berge, Täler, Hochebenen und Vulkane wie Grímsvötn und Bardarbunga verstecken. Am südlichen Rand liegt Islands höchster Berg, der 2109 Meter hohe Hvannadalshnukur.
Von Vatnajökull gehen ungefähr 30 Gletscherzungen ab – ein weiterer Beleg für die unfassbare Größe und Gewalt der Eiskappe. Der bekannteste dieser Ausläufer ist wohl Breidamerkurjökull, der an der kleinen Gletscherlagune Jökulsarlon endet. Da Jökulsarlon sowohl bei Besuchern als auch bei den Einheimischen wahnsinnig beliebt ist, dient Breidamerkurjökull vielen als das ideale Anschauungsmaterial, um einen Eindruck von der schieren Größe des Vatnajökull zu erhalten.
Attraktionen
Jedes Jahr, wenn das Eis schmilzt, entstehen neue Eishöhlen, die die Besucher bei einer Eishöhlen-Tour besichtigen können. Zu Beginn der Wintersaison erkunden die Veranstalter von Höhlen- und Eiskletter-Touren die neuen, eisigen Kavernen, die sich in den entferntesten Ecken des Vatnajökull verstecken. Diese natürlichen Eishöhlen kann man jedes Jahr von November bis Ende März besichtigen.
Bei einer Eishöhlentour können die Besucher das glitzernde Innenleben des Vatnajökull mit seinen verschachtelten Gängen, natürlich entstandenen Eisskulpturen und den im Eis eingeschlossenen dunkelblauen Farbtönen mit eigenen Augen sehen.
- Siehe auch: Der ultimative Guide zu Eishöhlen in Island
- Siehe auch: 7-tägige Mietwagen-Winterreise | Polarlichter & Eishöhlen-Option
Neben dem beeindruckenden Panoramablick und den Eishöhlen bietet der Vatnajökull-Nationalpark einige der aufregendsten und unvergesslichsten Attraktionen, wie z. B. den größten Gletscher des Landes, den höchsten Berggipfel und den höchsten Wasserfall! Schluchten, Lagunen, Berglandschaften und fruchtbare Täler liegen dir zu Füßen, wenn du dich entscheidest, die vielen unvergesslichen Highlights des Parks zu erkunden.
Von den vielen, magisch klingenden Namen und Orten, die dir während deiner Zeit in Island zu Ohren gekommen sind, befinden sich einige mit Sicherheit im Vatnajökull-Nationalpark: Jökulsargljufur, Skaftafell-Naturreservat, Odadahraun, Snaefell-Wildnis, die Gletscherlagune Jökulsarlon, Lakagígar (Laki-Krater) und Nyidalur.
Islands höchster Wasserfall, Morsarfoss, ist überraschenderweise eines der neuesten Mitglieder dieser Liste, denn er erschien überhaupt erst 2007, als der ihn umgebende Gletscher Morsarjökull weit genug geschmolzen war, um ihn zu enthüllen. Allerdings ist er nicht leicht zu erreichen.
So gesehen ist der Vatnajökull-Nationalpark ein von der Natur geschaffener Freizeitpark mit Entertainment, Magie, Ehrfurcht und Aufregung für alle.
Der Park unterteilt sich in vier Verwaltungssektoren – Nord, Süd, Ost und West – und jeder davon wird lokal verwaltet. Zu den nördlichen Gebieten gehören der Askja-Krater, der nordwestliche Teil des Vatnajökull, die Jökulsargljufur-Schlucht und Teile von Jökulsa a Fjöllum. In der hufeisenförmigen Schlucht Asbyrgi findest du einen Campingplatz und ein Besucherzentrum. Einen weiteren Campingplatz gibt es in Vesturdalur.
Im westlichen Sektor des Parks können die Reisenden die südwestliche Ecke des Vatnajökull erkunden, den See Langisjor, die Lakagígar-Krater und ein vom Park geführtes Informationszentrum in dem Dorf Kirkjubaejarklaustur. Der südliche Teil erstreckt sich über den Südosten des Gletschers Vatnajökull, vom Berg Lomagnupur bis nach Lonsöraefi. Zum Osten zählt der nordöstliche Teil des riesigen Vatnajökull, Teile des Wandergebiets Snaefellsöraefi und die dramatischen Kverkfjöll-Berge.
Von all diesen vorgenannten Attraktionen ist Jökulsarlon wahrscheinlich die bekannteste Natursehenswürdigkeit am Vatnajökull – eine glitzernde Lagune, in der meeresblaue Eisberge vom Muttergletscher ruhig zum Atlantischen Ozean treiben. Dieses Naturwunder kann man auf verschiedenen Jökulsarlon-Touren erleben.
- Siehe auch: Gletscherlagunen in Island
Die Stelle, an der sich die Eisberge sammeln, ist als Diamond Beach bekannt – warum, das erklärt sich wohl von selbst. Zwischen diesen Eisbrocken, in der Lagune und entlang der Küste lebt eine verspielte Robbenkolonie, die der Schönheit dieses Ortes die Krone aufsetzt.
Während der letzten 50 Jahre wurden die weiten Abhänge und die eisige Weite des Vatnajökull als Drehort für verschiedene Film- und Fernsehproduktionen genutzt. So diente er z.B. als Location für die Eröffnungsszenen des 1984 erschienenen James Bond-Films Im Angesicht des Todes. In der jüngeren Vergangenheit waren immer wieder Filmcrews der populären HBO-Fantasyserie Game of Thrones am Vatnajökull und im Thingvellir-Nationalpark anzutreffen.
- Siehe auch: Drehorte in Island
Snaefellsjökull-Nationalpark
Der Snaefellsjökull-Nationalpark wurde im Juni 2001 gegründet. Wie bei den anderen Nationalparks geschah das auch hier hauptsächlich, um das Erbe, die Vielfalt der Natur und die faszinierenden Kulturstätten zu schützen.
Der Snaefellsjökull-Nationalpark ist nur 170km² groß, aber unglaublich vielfältig: felsige Buchten, Lava-Hochebenen, hohe Vogelfelsen und Gletscherhänge brachten der Region den Beinamen Island im Miniaturformat ein, denn hier findet man das Beste, was Island zu bieten hat, auf kleinem Raum. Wenn du diese Gegend erkunden möchtest, solltest du unbedingt ein Hotel auf der Halbinsel Snaefellsnes buchen.
Von Reykjavík fährt man circa 190 Kilometer (ungefähr zwei Stunden und 40 Minuten) bis zum Snaefellsjökull-Nationalpark und schon die Fahrt führt einen durch wirklich atemberaubende Landschaften. Wenn man sich dem Park nähert, ist das Zentrum der Region, der Vulkan Snaefellsjökull immer sichtbar und wird am Horizont immer größer, bis er die komplette Umgebung dominiert. Wenn du das Maximum aus deiner Sightseeing-Tour durch Island herausholen willst, dann ist diese imposante Attraktion ein absolutes Muss. Es gibt zahlreiche Snaefellsnes-Touren, auf denen du die vielen Wunder dieser Region erkunden kannst.
Geschichte & Geologie
Foto: Jón Óskar Hauksson
Der Snaefellsjökull ist ein imposanter, über 700.000 Jahre alter, eisbedeckter Schichtvulkan am westlichsten Punkt der Halbinsel Snaefellsnes. Eigentlich heißt der Vulkan Snaefell, wird aber umgangssprachlich Snaefellsjökull genannt, um ihn leichter von den zwei anderen Bergen zu unterscheiden, die ebenfalls Snaefell heißen.
Snaefellsjökull ist so groß, dass man bei guten Sichtverhältnissen aus bis zu 120 Kilometern Entfernung sehen kann, wie er sich am Horizont über der Faxafloi-Bucht erhebt. Wenn man den Vulkan von Reykjavík aus sieht, ist das ein sehr beeindruckendes Erlebnis, aber es ist kein Vergleich dazu, ihn aus der Nähe zu betrachten. Nur so können die Besucher die schiere Größe des Stratovulkans und seine enorme Wirkung auf die Umgebung erfassen.
Archäologische Fundorte wie die Forni-Saxholl-Farm, Berutoftir und Irskubudir legen nahe, dass die Halbinsel schon vor 1100 Jahren bewohnt war. Das war nach dem letzten Ausbruch des Vulkans, der irgendwann zwischen 50-350 n.Chr. stattfand. Dieser Ausbruch formte die Landschaft und ließ mit seinen Lavaströmen zahlreiche miteinander verbundene Höhlen und Krater entstehen. Viele davon können die Besucher heute besichtigen.
Nach der vulkanisch aktiven Zeit florierte die Region im 12. und 13. Jahrhundert dank des Fischfangs und die Einwohnerzahl rund um den Gletscher wuchs stetig. Fischfang gab es grundsätzlich überall dort, wo man einen guten Zugang zum Meer hatte. Dritvík ist vielleicht das beste Beispiel für eine solche Fischersiedlung. Dritvík war der größte kommerzielle Hafen der Region mit über 60 Fischerbooten und 400 Einwohnern. Im 19. Jahrhundert ging die Fischerei zurück, weil Island seine Fischereimethoden änderte.
Ganz im Norden von Dritvík, am Hügel Ingjaldsholl, wurde im 13. Jahrhundert eine Kirche gebaut. Heute befindet sich an diesem Ort eine moderne Kirche und erinnert uns auch heute noch an die faszinierende Geschichte der Region.
Snaefellsjökull hat Künstler auf der ganzen Welt schon immer fasziniert und sie zu zahllosen Gemälden, Gedichten und Musikstücken inspiriert. Die Region ist der wichtigste Schauplatz des ersten Teils der Bárðar-Saga Snæfellsáss, einer alten und legendären Saga der Isländer.
Foto von: Regína Hrönn
Die Bárðar-Saga Snæfellsáss stammt aus dem 14. Jahrhundert und unterteilt sich in zwei Teile. Der erste handelt von Bárður Snæfellsáss, einem Mischwesen aus Mensch, Troll und Riese, der auf der Halbinsel ankam und sich mit seiner Frau und den Kindern auf einem Bauernhof niederließ.
Nach einer Reihe unglücklicher Ereignisse, darunter auch ein paar Rachemorde, zog sich Bárður auf den Gletscher zurück und galt unter den Einheimischen in der Umgebung bald als ein „Schutzgeist“.
Angeblich streifte Bárður mit "einer grauen Kutte mit einem Gürtel aus Walrosshaut bekleidet durch die Gegend und trug dabei "einen gespaltenen Stab mit einem langen, dicken Fischhaken bei sich". Aber diese Saga ist nicht das einzige Mal, dass Snaefellsnes in einem mittelalterlichen Manuskript auftaucht. Die Region diente auch als Schauplatz für die Laxdaela-Saga, eine Handschrift von einem unbekannten Autor aus dem 13. Jahrhundert.
Am berühmtesten wurde Snaefellsjökull wahrscheinlich durch den französischer Romanautor Jules Verne, der den Vulkan in seinem Sci-Fi-Klassiker „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von 1864 als Eingang zu einer faszinierenden, unterirdischen Welt beschreibt.
In dem Roman reisen Professor Lidenbrock und sein Neffe Axel zum Snaefellsjökull in dem Glauben, dass sie von hier vulkanische Tunnel zum Kern des Planeten erreichen. Bei ihrem Abstieg in den Krater beobachten sie seltsame Phänomene wie z. B. prähistorische Tiere, riesige Pilze und unterirdische Ozeane. Nach mehreren Missgeschicken erreicht die Gruppe endlich ‘die andere Seite’ und steigt aus dem Vulkan Stromboli in Italien wieder an die Oberfläche, wo sie als Helden der Wissenschaft gefeiert werden.
Man kann dem künstlerischen Einfluss, den Snaefellsjökull über die Jahrhunderte entfaltet hat, kaum gerecht werden. Die Eiskappe kommt in dem von Halldór Laxness geschriebenen Roman Am Gletscher (1968), vor und in der Blind Birds-Trilogie des tschechischen Autors Ludvík Souček in den 1960er Jahren.
Attraktionen
Neben den Aktivitäten rund um den Snaefellsjökull können die Besucher auch Sönghellir (die Gesangshöhle) erkunden, eine Höhle, die ihren Namen von den unverwechselbaren Echos hat, die man im Inneren hören kann. Obwohl die Gäste eine Reihe von Namen lesen können, die im Laufe der Geschichte in die Innenwände geritzt wurden, darunter die von Eggert Olafsson und Bjarni Pálsson, die im 18. Jahrhundert das Land bereisten, ist es nicht erwünscht, seinen Namen (oder Worte oder Bilder) irgendwo in die isländische Natur zu ritzen.
Eine weitere Höhle, die einen Besuch wert ist, ist Vatnshellir. Hier steigen die Gäste eine Wendeltreppe hinunter in eine farbenfrohe Kammer, die von uralten Magmaströmen gebildet wurde. Diese 200 Meter lange Lavaröhre ist mehr als 8000 Jahre alt und entstand durch Eruptionen in der nahe gelegenen Kraterfamilie Purkholar. Um diese interessante und geologisch wichtige Höhle zu erhalten, wurde Vatnshellir vor einigen Jahren vom Nationalpark für die Öffentlichkeit gesperrt. Sie kann jetzt nur noch mit einem lizenzierten Guide erkundet werden.
Höhlen, Kavernen, Krater und Schluchten durchziehen die gesamte Snaefellsnes-Halbinsel. Eines der beliebtesten Ausflugsziele ist die Raudfeldsgja (Rotmantelkluft), eine 40 Meter tiefe Kluft in einem Berghang. Der erste Teil dieses Grabens ist relativ einfach zu begehen, aber je tiefer man kommt, desto schwieriger und rutschiger wird das Gelände. Wer sich bis zum Ende des Grabens wagt, wird durchnässt, aber mit einem wunderschönen, versteckten Wasserfall belohnt.
Weitere Attraktionen sind die kleinen Weiler Arnarstapi und Hellnar, die direkt am Rande des Parks liegen, mit ihren nahen Felsformationen und Klippen entlang der Küste. Die Aussicht von diesen kleinen Siedlungen kann an ruhigen Tagen ruhig oder spektakulär sein, wenn sich die Brandung an den Felsen bricht.
Der schönste Strand im Snaefellsjökull-Nationalpark ist jedoch vielleicht Djupalonssandur mit seinem pechschwarzen Sand und Kieseln, umgeben von üppig grüner, moosbewachsener Lava und mit den Ruinen eines alten britischen Fischkutters.
In der Nähe der Stadt Grundarfjördur, außerhalb des Parks selbst, befindet sich der meistfotografierte Berg Islands, der Kirkjufell. Fans der HBO-Serie Games of Thrones werden ihn sofort als „den Berg wie eine Pfeilspitze“ aus der Vision des Hundes in Staffel 7 erkennen.
- Erfahre mehr: Kirkjufell & Kirkjufellsfoss in Grundarfjördur
Der Kirkjufell ist dafür bekannt, dass er ein atemberaubendes Motiv ist. Der angrenzende Wasserfall, der Kirkjufellsfoss, ist ein hervorragendes Motiv für den Vordergrund. Für Fotografen gibt es hier viele Möglichkeiten, denn der Berg wechselt im Laufe der Jahreszeiten seine Farbe und bietet so eine Vielzahl von Fotomöglichkeiten.
Auf dem Weg zum Park werden Naturliebhaber auch die Gelegenheit nutzen, Ytri-Tunga zu besuchen, auch bekannt als „Robbenstrand“ (Ytri-Tunga ist der Name eines nahe gelegenen Gehöfts). Wie der Name schon sagt, wird dieses Gebiet im Juni, Juli und August zuverlässig von einer verspielten Robbenkolonie bewohnt.
Wer sich besonders für die Tierwelt interessiert, sollte wissen, dass die Stadt Grundarfjördur einer der besten Orte der Welt ist, um Killerwale zu beobachten, denn vom Hafen der Stadt aus werden zahlreiche Whale-Watching-Touren angeboten.
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